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Der Stadtverkehr fährt nun wirklich elektrisch
ROSENHEIM, KOLBERMOOR, PFAFFENHOFEN. Dass der Stadtverkehr Rosenheim am Samstag den ersten Elektrobus kostenlos fahren lässt und die Stadtmitte mit hässlichen Oberleitungen verschandelt wird war natürlich ein Aprilscherz. Aber tatsächlich beginnt beim Stadtverkehr der Einstieg in die E-Moblilität.
Besonders kann die noch junge E-Mobiltät ihren Nutzen bei leichten Fahrzeugen ausspielen, da der Energiespeicher derzeit (noch) die Achilles-Ferse darstellt. Daher hat der Stadtverkehr seinen Mitarbeitern die Beschaffung von Dienstfahrrädern angeboten. Diese sogenannten Pedelecs machen das Fahrradfahren entspannter, insbesondere beim Beschleunigen und bei Steigungen. Damit ein Anreiz geschaffen wird, dass sich der Fahrer neben seiner beruflich sitzenden Tätigkeit auch bewegt und weniger PKW auf dem Betriebsgelände untergebracht werden müssen, beteiligt sich der Arbeitgeber mit 50% der Kosten.
Mit dem Partner „Radl Bauer“ wurde für diese Aktion ein kompetenter Partner für das breite Angebot der individuellen Anforderungen wie auch für die Wartung gefunden. Wichtig war dem Stadtverkehr, dass man einen Ansprechpartner vor Ort hat, da diese Fahrzeuge nicht mehr so einfach zu warten sind, wie es die guten alten Eisenrösser mal waren. Die moderne Elektronik und Sensorik erfordert hohes Wissen und Präzision bei der Wartung.
Damit die Geselligkeit nicht zu kurz kommt, machen die betreffenden Mitarbeiter mehrere Radltouren pro Jahr, um auch das Miteinander außerhalb der Dienstzeiten mal entspannt zu pflegen. Und ein weiterer positiver Nebeneffekt: Ein Busfahrer, der selbst auch mit dem Rad fährt, wird die Erfordernisse und Nöte der Radfahrer bei seiner Tätigkeit besser kennen und berücksichtigen, als wenn er den Individualverkehr nur aus der Sicht von Bus und PKW kennt.
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Um nochmal zum Thema Elektrobusse zu kommen: Ein sogenanntes Zero-Emission System könnte für den Innenraum durchaus von Vorteil sein. Aber die Vorteile greifen nur, wenn auch der übrige Verkehr incl. den Verteilerdiensten diese Maxime berücksichtigen müssen. So wäre z.B. eine Innenstadt-Ringlinie zur Verbindung der Parkhäuser mit Innenstadt und Fußgängerzone denkbar. Aber die Finanzierung eines derartigen Angebotes ist kein Pappenstiel. Die weiter außen liegenden Stadtteile werden auf absehbare Zeit noch mit dem bewährten Dieselantrieb ökologisch günstiger angebunden. Schon heute verbraucht ein moderner Stadtbus nur zwei doppelte Stamperl Diesel pro Fahrgast – da kommt die heimische Energieerzeugung mit regenerativen Quellen incl. der Durchleitungsverluste nicht so einfach besser weg.
Korrekt wiedergegeben war die Einschätzung des Geschäftsführers hinsichtlich Hybrid-Fahrzeuge. Lieber eine Antriebsart richtig, als die „Eierlegende-Wollmilchsau“ mit einem Mix aller Vor- und Nachteile. So gibt’s in Rosenheim ja auch nur reine Stadtverkehrs-Niederflur-Linienbusse und keine kombinierten Busse mit Stufen wie im Überlandbereich.
Es sind tatsächlich erste reine Elektrobusse verfügbar, aber wie lange die Batteriepacks halten – das wird erst die Praxis zeigen. Besonders problematisch ist aber das Recycling dieser High-Tech Batterieren, die die Ökobilanz ganz schnell ins Gegenteil verkehren.
Richtig sind auch die möglichen Nachladezyklen über Stromabnehmer, wobei zum aktuellen Stand der Technik wohl eher die zentralen Haltestellen mit Strom versorgt werden, als ganze Strecken. Korrekt sind auch die derzeit doppelten Betriebskosten und dass man schon heute ab für nur 1€ pro Tag beliebig oft mit dem Stadtverkehr mobil ist. Vermutlich wären aber die Fahrgäste nicht bereit, rein für die Elektromobilität 33 bis 50% mehr zu bezahlen.
Stadtverkehr Rosenheim GmbH
Der Stadtverkehr Rosenheim ist ein eigenwirtschaftlicher Teil des 1928 gegründeten Familienunternehmens Kroiss, der seit über 50 Jahren und stets innovativ mit aktuell 60 Mitarbeitern und 25 Niederflurbussen für die Mobilität von 4 Mio Fahrgästen p.a. im Einzugsbereich von 80 Einwohnern in Rosenheim und den Nachbarorten Kolbermoor und Pfaffenhofen sorgt.